Pflanzfehler

Fehler bei der Pflanzenauswahl im Garten

Autor: Gregor Dietrich

Gartenzerstörer

Fehler in der Bepflanzung macht jeder. Manche allerdings sind nicht mehr gutzumachen. Baumriesen zu fällen verbieten manche Gesetze, die Ausläufer manch wuchernder Pflanze lassen sich nicht mehr entfernen. Andere sorgen mittels chemischer Kriegsführung für das Fehlen von sonstiger Vegetation in ihrer Umgebung und einige arbeiten mit ihren Wurzeln, bis die stärkste Mauer bricht.

Wenn Sie nach dieser Einleitung entsetzt an ihren Garten denken und in ihrem Kopf Horrorszenarien feindseeliger Pflanzen durchspielen: recht so! Nicht, daß es in den meisten Fällen so schlimm wäre, aber mit ein bißchen Sorgfalt lassen sich viele Probleme vermeiden. Und Fälle, wo der Garten durch Pflanzen zerstört wird, gibt es zwar höchst selten, aber doch. Die Gründe können vielfältig sein. Daß sich einzelne Arten ausbreiten und zu Unkräutern werden, ist noch das geringste Problem. Daß einige Arten in Mauerritzen vordringen und diese langsam sprengen ist schon unangenehmer. Schlimm kann es auch werden, wenn Kletterpflanzen das Dach abdecken. Doch diese Gefahr wird oft eher übertrieben. Am schlimmsten aber können große Bäume sein: Nicht nur, daß sie den ganzen Garten in Finsternis hüllen können, können ihre Wurzeln auch Bodenversiegelungen sprengen, asphaltierte Flächen örtlich aufwölben und durchlöchern. Manche Baumarten arbeiten nicht nur in der Wachstumsphase, sondern zeitlebens, auch wenn die Krone nicht mehr größer wird.

Vorsicht bei Schnellbegrünungen!

Die Gefahr den Garten mit unangenehmen Pflanzen zu infizieren ist beim Häuselbauen und bei kompletten Neuanlagen am größten, da hier voller Ungeduld gerne raschwüchsige Pflanzen eingesetzt werden. GärtnerInnen werden davor natürlich nicht warnen: Die Pflanzen sind einfach zu vermehren, die Nachfrage nach Raschwüchsigem ist groß und bringt zunächst zufriedene KundInnen. Was langsam wächst läßt noch lange erkennen, daß hier gewerkelt wurde.

Wucherer

Stimmen die Umweltbedingungen, kann sich jede Pflanzenart stark ausbreiten. Es gibt aber Pflanzen, die das besonders gut können, weil sie lange oder viele Ausläufer bilden oder besonders stark und unkontrollierbar aussamen. Sind diese Pflanzen niedrig, wie Sauerklee (Oxalis), oder einjährig, wie das Drüsen-Springkraut (Impatiens glandulifera), so stören sie nicht allzu sehr, da sie von größeren Pflanzen oder Stauden später leicht verdrängt werden. Handelt es sich aber um ausdauernde Riesen, so wird das ganze zum Problem. Beispiele wären die Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) als Samenstreuer oder der Flügelknöterich (Fallopia japonica, F. sachalinensis, im Handel meist unter Reynoutria oder auch Polygonum) als Ausläuferpflanze. Am lästigsten sind Bäume, die nicht nur durch Samen, sondern auch durch Ausläufer Terrain gewinnen: Robinie oder Falsche Akazie (Robinia-Arten) und Götterbaum (Ailanthus altissima) haben im Garten nichts verloren. Ja auch in Gartennähe sollte man Pflanzungen tunlichst zu verhindern trachten! Beide Gattungen sind aggressive Neophyten, also Exoten, die unsere Ökosysteme zerstören, daher können auch Umweltschutzgründe gegen eine Pflanzung geltend gemacht werden. Sehr lästig kann am richtigen Standort auch der Essigbaum (Rhus hirta, syn. R. typhina) sein.

Schnellwachser

Gehölze müssen nicht wuchern, um zu stören. Es reicht, wenn sie rasch wachsen. Vergleichsweise wenig problematisch sind Hecken. Sollte eine rasch blickdichte Hecke gepflanzt werden und die Entscheidung fiel zugunsten der raschwüchsigen Riesenzypresse (x Cupressocyparis leylandii) aus, so sind intensivere Schnittmaßnahmen zu setzen, als beispielsweise bei einer Ligusterhecke. Man handelt sich also viel Arbeit ein.

Ein größeres Problem stellt rasches Wachstum bei Solitärgehölzen dar. Wer einen Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) oder einen Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides) pflanzt, wird damit rechnen, daß der Baum groß wird. Oft in ihrer Wuchsleistung unterschätzt werden Weiden. Klar, kennt man doch strauchige Arten. Baumweiden allerdings, wie die Trauer-Weide (Salix alba 'Tristis' zeigen erstaunliche Jahreszuwächse. Bald haben Sie einen riesigen Schattenspender im Garten. Leben Sie beispielsweise in Wien, so haben Sie ein dann ein Problem: Das Wiener Baumschutzgesetz – so notwendig es zur Einschränkung der Baulöwen ist – verbietet Ihnen zu lernen. Sie können den Baum nicht einfach fällen und durch einen neuen, kleinerwüchsigen ersetzen. Sobald der Baum in 1 m Stammhöhe einen Stammumfang von 40 cm erreicht, ist die Fällung genehmigungspflichtig und Ersatzpflanzungen – bei größeren Bäumen mehrere Jungbäume pro gefälltem Baum – werden vorgeschrieben. Ausgenommen sind davon nur Obstbäume.
Grundsätzlich gilt für Gehölze: je weicher das Holz, desto rascher das Wachstum.

Mauerzerstörer

Der kleine Steinbrech (Saxifraga) trägt seine Fähigkeiten bereits im Namen: Viele Arten sind Felsbewohner, die sich mit ihren Wurzeln in Felsritzen einnisten. So dringt Wasser ein, das im Winter zu Frostrissen führt und somit weiteren Wurzelraum schafft. Im Tiefland wachsen diese Arten mit einiger Mühe im Steingarten und richten sicher keinen Schaden an. Dennoch können Pflanzen in Mauerritzen über längere Zeit zu Schäden führen. Vor allem jene Gehölze die dort gerne keimen seien hier genannt: Götterbaum, Holunder, Eschen-Ahorn (Acer negundo), Birke und Pappel.
Weit überschätzt wird jedoch das Problem der Kletterpflanzen. Zwar können Haftwurzeln des Efeu wie Haftranken der Jungfernrebe 'Veitchii' den Verputz schädigen, doch trägt sich Efeu gößtenteils selbst und stört die darunterliegende Mauer nicht. 'Veitchii' allerdings hängt sich mit vollem Gewicht an die Wand, was bei altem, feuchtem Gemäuer und lockerem Putz schon einmal zu Beeinträchtigungen führen kann. Feuchte Mauern sind äußerst selten auf kletternde Pflanzen zurückzuführen. Hier ist eher dem Baumeister die Schuld zuzuweisen als den Pflanzen. Deren Blätter halten zwar den Wind davon ab die Wand rasch zu trocknen, bieten aber auch Regenschutz. Und schließlich halten genug Mauern auch dem sprichwörtlichen Salzburger Schnürlregen stand – warum sollten sie ein paar Kletterpflanzen irritieren? Im Gegenteil, Kletterpflanzen schützen Mauern vor klimatischen Extremen.

Anders kann es Ihnen bei den sogenannten Schlingern ergehen, die ein eigenes Klettergerüst benötigen, aber dieses eng umschlingen. Erreichen diese Pflanzen die Dachrinne, wird auch diese heftig umschlungen. Dadurch kann sie verstopfen, aber auch durch immer enger werdende Schlingen zusammengedrückt werden. Ranker hingegen sind dazu nicht in der Lage.
Unters Dach wachsen und Dachziegel abheben, das können allerdings alle gäftigeren Kletterpflanzen. Wenn Sie alsa ein vorspringendes Dach haben, dann achten Sie darauf, daß bis zu 2 mal jährlich geschnitten werden muß.
Gelangt der Silberregen-Flügelknöterich (Fallopia baldschuanica, syn. Polygonum aubertii) bis auf das Dach, so keimen seine Samen unter Ziegeln und in allen zur Verfügung stehenden Ritzen. Dies wirkt natürlich schädigend für das Dach. Auch 'Veitchii' beherrscht diese Unsitte, wenngleich viel weniger ausgeprägt.

Baumwurzeln

Wachsen Bäume heran, so können Stämme wie Wurzeln versiegelte Bodenflächen zerstören. Flachwurzler heben dünnere Bodenabdeckungen mitunter an, die Stämme werden dicker, auch wenn eigentlich kein Platz dafür vorhanden ist. Meist läßt mit erreichen einer gewissen Größe das Kronen- und Wurzelwachstum nach. Einige wenige Baumarten, wie viele Pappeln (Populus) und die Walnuß (Juglans regia) lassen ihre Wurzeln auch noch später arbeiten. Sie sind dann stark genug, auch stärkere Bodenversiegelungen zu durchbrechen. Walnüsse sollten daher aus Sicherheitsgründen nicht in Hausnähe oder neben andere Mauern gepflanzt werden.

Eigenverantwortung und Gesetze

Niemand kann gezwungen werden, sich über die Bedürfnisse und Tücken seiner Pfleglinge zu informieren. Bei Haustieren wurde viel Aufklärung dahingehend betrieben, sich doch vorher zu überlegen, was nachher mit dem Riesenhund oder groß gewordenen Rotwangen-Schmuckschildkröte passiert – mit wenig Erfolg, wie an den Tierschutzhäusern ersichtlich. Auch im Garten wird der Appell an die Eigenverantwortung nicht klappen. Solange der Besitzer selbst leidtragender ist, soll das nicht stören. Doch wird ja oft die Nachbarschaft beeinträchtigt. Wie viel Abstand ein großer Baum wozu haben muß, ist in Österreich nirgends geregelt. Lediglich für landwirtschaftliche Kuluren gibt es Ländergesetze. Ein Nußbaum in Niederösterreich beispielsweise muß 6 m Stammabstand zu Weingärten einhalten, um die Kulturen nicht zu sehr zu beschatten.

Wichtiger wären manche Pflanzverbote sowieso in der Land- und Forstwirtschaft als im Garten. In anderen Ländern führte der ursprünglich zu Entwässerungszwecken angebaute Eucalyptus globulus zu Dürrekatastrophen, weswegen sein Anbau in vielen Staaten der Welt untersagt ist. In Ostösterreich stellt die fälschlich Akazie genannte Robinie (Robinia pseudacacia) weithin unbekannter Weise eines der größten ökologischen Probleme dar – ihre (zum größten Teil forstliche) Auspflanzung ist jedoch nicht nur weiterhin erlaubt, sondern wird teilwese sogar noch gefördert.

Gehölze

Art – unangenehm im Garten durch – umweltgefährdend

Acer negundo (Eschen-Ahorn) Samen, Mauerritzenbesiedelung nein
Ailanthus altissima (Götterbaum Ausläufer, Samen, Mauerritzenbesiedelung ja
Hippophae rhamnoides (Sanddorn) Ausläufer nein
Koelreuteria paniculata (Blasenbaum) giftiger Nektar, der Bienen tötet? ja?
Lycium barbarum (Bocksdorn, Teufelszwirn) Ausläufer teilweise
Populus-Arten (Pappel) arbeitende Wurzeln, rasches Wachstum nein
Prunus domestica (Zwetschke) Ausläufer bei wurzelechten Pflanzen oder als Unterlage nein
Prunus spinosa (Schlehe) Ausläufer bei wurzelechten Pflanzen nein
Prunus tenella (Zwerg-Mandel) Ausläufer bei wurzelechten Pflanzen nein
Rhus hirta (R. typhina, Essigbaum) Ausläufer nein
Robinia-Arten (Robinie, Falsche Akazie) Ausläufer, Samen, Stickstoffübersättigung des Bodens durch Knöllchenbakterien ja
Rosa pimpinellifolia (R. spinosissima, Bibernell-Rose) und Hybriden ('Double White', 'Frühlingsgold', '-morgen' und '-zauber', 'Golden Wings', 'Karl Förster', Maigold', 'Stanwell Perpetual' u.a.) Ausläufer bei wurzelechten Pflanzen nein
Salix alba und Sorten (Silber-Weide, Trauer-Weide) extrem rasches Wachstum nein
Syringa vulgaris (Flieder) Ausläufer, aber meist nicht sehr massiv nein

Stauden

Art – unangenehm im Garten durch – umweltgefährdend
Allium sphaerocephalum (Trommelschlögel-Lauch) Zwiebelbrut nein
Asclepias syriaca (Papageienpflanze) Wuchskraft, Samen nein
Aster Ausläufer zum Teil
Campanula punctata, C. rapunculoides (Glockenblumen) Ausläufer, Samen nein
Fallopia japonica, F. sachalinensis (Reynoutria, Polygonum, Flügelknöterich) Ausläufer und extremes Wachstum ja
Papaver orientale (Türken-Mohn) Samen, die bis drei Meter tiefen Wurzeln größerer Pflanzen können nicht mehr entfernt werden nein
Physalis alkekengi (Lampionblume) Ausläufer nein
Solidago (Goldrute) Ausläufer, Samen zum Teil

Kletterpflanzen und Fassaden

Wer Mauern begrünen will aber Angst vor Mauerschäden hat, kann sich über Beeinträchtigungen durch Pflanzen, Kletterhilfen und Windlast auf Thorwald Brandweins homepage informieren und Vertikallasten gleich selbst berechnen: http://www.biotekt.de/biostart.htm