Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung des NABU dokumentiert.
Start der Zugvogelkampagne „Born to Travel – Zum Fliegen geboren”
Berlin/Brüssel – Der NABU-Dachverband BirdLife International startet zum Frühlingsanfang eine neue Zugvogelkampagne „Born to Travel – Zum Fliegen geboren”. Mit dieser auf vier Jahre angelegten Kampagne soll die Öffentlichkeit über die fantastischen Leistungen der Zugvögel, aber auch über die Gefahren auf den Zugwegen informiert und für einen besseren Schutz der Zugvögel geworben werden. Der NABU will aus diesem Anlass Anfang April Weißstörche aus dem schleswig-holsteinischen Storchendorf Bergenhusen mit Satelliten-Sendern ausrüsten. Wenn sie im Spätsommer ihre Fernreise beginnen, kann ihr Zugweg von Deutschland über die Türkei, Israel und Ägypten ins östliche und südliche Afrika verfolgt werden.
„Jedes Jahr überwinden Zugvögel auf ihrem Weg zwischen Brut- und Überwinterungsgebieten Berge, Ozeane, Wüsten und Stürme, um zu überleben. Damit verbinden die Zugvögel Länder, Menschen und unterschiedliche Kulturen. Wir müssen daher ihre Lebensräume besser schützen und sie auf ihren Zugwegen vor unüberwindlichen Hindernissen, illegalem Abschuss und Vogelfang bewahren ”, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Von der Weißstorch-Besenderung erhoffe sich der NABU Hinweise, warum sich die Störche in manchen Jahren bei der Rückkehr in die Brutgebiete verspäten. Das habe Auswirkungen für Bestandsentwicklung und Bruterfolg des Weißstorchs in Europa, denn in diesen sogenannten Störungsjahren nehme die Zahl der Brutvögel stark ab und der Bruterfolg sei sehr gering.
„Als Ursache für die späte Rückkehr vermuten wir schlechte klimatische Bedingungen, wie Dürre in den Überwinterungsgebieten. Mit den Positionsdaten der mit Sendern ausgestatteten Störche lassen sich genaue klimatische Analysen machen und die Ursachen für das Verhalten der Vögel erforschen. Mit Blick auf die Klimaveränderungen ist das von großem Interesse“, erläuterte NABU-Storchenexperte Kai-Michael Thomsen.
Die ersten Störche sind bereits aus Spanien nach Bergenhusen zurückgekehrt. Mit Sendern ausgerüstet werden allerdings die Störche, die den Winter in Ost- oder Südafrika verbracht haben und die erst Anfang April zurückkehren. Dann versuchen die Bergenhusener Wissenschaftler drei Vögel einzufangen. Sie erhalten einen 30 Gramm schweren Solarsender, der wie ein Rucksack auf dem Rücken der Vögel befestigt wird. Dieser Sender nimmt die GPS-Koordinaten auf und sendet sie regelmäßig an einen Satelliten, der die Daten an eine Bodenstation weitergibt. Die Sender können mehrere Jahre aktiv bleiben.
Wenn die Vögel sich im Spätsommer auf den Weg in den Süden machen, kann jeder Interessierte den Zug der besenderten Störche live über www.NABU.de verfolgen.
Mehr als 40 Prozent aller Zugvögel auf der Zugstrecke zwischen Afrika, dem Mittleren Osten und Europa haben in den vergangenen drei Jahrzehnten massive Verluste erlitten. Zehn Prozent dieser Arten wurden von BirdLife International in der neuen Roten Liste als weltweit bedroht oder gefährdet eingestuft.