Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung von ContrAtom dokumentiert.
Über 3 Stunden musste sich der Vorstand des größten Europäischen Energiekonzerns E.ON unangenehmen Fragen zur Atomenergie und seinen Expansionsplänen stellen: Ein halbes Dutzend Atomkraftgegner waren im Publikum und konfrontierten die Vorstandsriege auf der diesjährigen Hauptversammlung in Essen.
Aktivisten aus dem Münsterland und aus Russland hatten sich die Themen Uranmülltransporte und Anreicherung in Gronau auf die Fahnen geschrieben und forderten den sofortigen Exportstopp des Abfalls: ´Herr Bernotat, chanceln sie den letzten Atommülltransport nach Russland´. Laut E.ON Geschäftsführer soll es noch einen einzigen Transport abgereichertem Urans nach Russland in diesem Jahr geben, bevor der Vertrag zum 31.12. ausläuft. Sichtlich genervt wirkte die Vorstandriege auf die detailiierten Nachfragen zu den Urenco-Plänen in Gronau, die einzige Urananreicherungsanlage auf deutschem Boden auszubauen. „Man sei auf der E.ON Hauptversammlung, und nicht auf der von Urenco“ wurden die Fragen abgewürgt.
Extra aus Finnland war eine Aktivistin angereist, um die zerstörische Politik des E.ON Konzerns bei einem geplanten Atomkraftwerk in Hanhikivi, Nordfinnland, aufzuzeigen: Dort soll in einem Naturschutzgebiet unter Beteiligung von E.ON ein Reaktor gebaut werden. Auf die Frage hin, ob dies auch in Deutschland möglich sei, antwortet E.ON Chef Bernotat: ´In Deutschland wird es kein Neubau eines Atomkraftwerks geben´. Diese erfreuliche Aussage wurde allerdings von Bernotat wenig später mit dem Verweis, dass „derzeit die politische Grosswetterlage“ nicht für den Bau eines AKW in Deutschland entsprechend sei, zurückgewiesen. Er könne nicht sagen, was zukünftige Generationen wollen.
Sehr wohl aber möchte E.ON in England 6.000 Megawatt Atomenergieleistung, verteilt auf vier Reaktoren bauen – und gleichzeit die Erneuerbaren Energien fördern. Dieses Nebeneinander sei laut Bernotat kein Problem.
Hinsichtlich der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel gab es schon in der Eingangsrede Bernotats Irritationen: Sein Konzern sei nicht mehr an den Reaktoren beteiligt – was sich auf Nachfrage des contrAtom-Aktivisten als Irrtum herausstellte.
Hinsichtlich der Pannen im Juni 2007 versteckt sich E.On hinter dem Betreiber Vattenfall: Trotz 50% Beteiligung an Krümmel und 33% an Brunsbüttel fühlt sich E.ON nicht zuständig, etwa auf die Kommunikation mit der Öffentlichhkeit einzuwirken. Genauso sieht der Konzern keine Zuständigkeit in Sachen Leukämiefälle um Atomanlagen. „Es gibt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Atomanlage und Leukämie“, betonte Bernotat gleich zwei Mal. Das habe selbst Umweltminister Gabriel bestätigt, „der bekanntlich kein Atombefürworter ist“, so Bernotat.
Zur Wiederinbetriebnahme der zwei Reaktoren sagte Bernotat, das mit dem Wiederanfahren Krümmels noch in diesem Jahr gerechnet werde, für Brunsbüttel gebe es keinen Termin.