Quelle: Protestaktion von Rettet den Regenwald
EU darf keine Entwicklung von Pflanzen-Kerosin für Flugzeuge finanzieren
Die Luftfahrt-Industrie hofft, ihre jährliche Wachstumsrate von 3-4 Prozent auch in den nächsten Jahrzehnten beizubehalten; dabei setzt sie angesichts der immer knapper werdenden fossilen Brennstoffe auf den neuen großen Agrosprit-Markt. Während der letzten 16 Monate haben vier Airlines erfolgreich Agrosprit aus Speiseöl gestestet, und diese Treibstoffe könnten schon im nächsten Jahr als Flugzeug-Treibstoff lizenziert werden. Agrotreibstoffe werden von der Flug-Industrie als absolute Rettung gesehen, denn sie bescheren ihnen die Lösung, nach der sie so verzweifelt gesucht hatten: Man kann weiterhin wachsen und die Luft verschmutzen – und behaupten, dieses Wachstum sei nun „klimaneutral“.
Doch dies können sie nur behaupten, weil alles, was bei der Produktion von Agrosprit in die Luft geblasen wird, nicht denen angelastet wird, die es einsetzen: die Emissionen aus Abholzung und Brandrodung, Trockenlegung der Feuchtgebiete, von Herbiziden und Pestiziden. Flugbenzin aus Agrosprit bedeutet: mehr Treibhausgase, stärkerer Klimawandel, Hunger (Nahrungmittel werden durch Energiepflanzen verdrängt, die Preise steigen), Abholzung der Wälder und Vertreibung der Landbevölkerung. Und auch die Umweltschäden werden größer, überall dort, wo Flughäfen ausgebaut werden und der Flugverkehr zunimmt.
Auch Holz, Getreide und andere feste Biomasse werden auf ihre Tauglichkeit für Flugtreibstoff geprüft. Viele dieser Untersuchungen beinhalten genetisch veränderte Mikroben und Algen – mit unbekannten, möglicherweise katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt. Im Moment gilt Palmöl als das am besten geeignete Material: Die Firma Neste Oil sagt, dass sie ihre im Bau befindliche, weltgrößte Palmöl-Raffinerie leicht auf die Produktion von Bio-Kerosin für Flugzeuge umstellen kann.
Die EU-Kommission ist dabei, die Studie „Alternativer Treibstoff für die Luftfahrt“ zu finanzieren, was in erster Linie „Agrotreibstoff“ bedeutet (obwohl „alternative“ Energie aus Kohle und Gas ebenso existiert, doch diese schlechter fürs Klima sind als Kerosin).
Das Ziel der Studie ist, den Weg zu bereiten für Kerosin aus Pflanzenenergie, und der Politik Informationen an die Hand zu geben – nicht etwa, um die schädlichen Auswirkungen zu diskutieren, die die Produktion von immer mehr Agrosprit auf Mensch und Natur haben.
Die Studie kostet 5,1 Millionen Euro und wird komplett von der Industrie und industrienahen Forschungsinstituten erstellt. Die Experten wollen „umwelt- und sozialverträgliche Nachhaltigkeit“ diskutieren, ohne auch nur eine gesellschaftliche Organisation einzubinden, geschweige denn, die betroffenen Länder und Gemeinden zu berücksichtigen. Die Forschungen werden koordiniert vom Französischen Aerospeace Lab ONERA – kaum Experten in Sachen Auswirkungen von Agrosprit. Die EU-Kommission schreibt auf ihrer Webside, dass sie „erneuerbare Treibstoffe“ für die Luftfahrt unterstützt.
Für Menschen, Artenvielfalt, Wälder und Klima ist ein zusätzlicher großer Agrosprit-Markt katastrophal. Bitte schreiben Sie an die EU-Kommission und fordern Sie sie auf, die voreingenommene Studie aufzugeben und das zerstörerische Wachstum und die Pläne der Luftfahrt-Industrie zum Thema zu machen – anstatt ihr zu ermöglichen, mit Agro-Treibstoff noch weiter zu expandieren.
Die Übersetzung des Schreibens finden Sie hier.