Protestaktion von Rettet den Regenwald
Er hat für die Bewahrung seiner Heimat gekämpft – doch er konnte den Kampf nicht mehr gewinnen. Der Umweltschützer und Radio-Journalist Gerry Ortega wurde erschossen, als er am Morgen des 24. Januar seinen Sender DWAR Palawan verließ. Seine Weggefährten von der lokalen Umweltschutz- und Menschrechtsorganisation ALDAW haben keinen Zweifel: Ortega wurde ermordet, weil er öffentlich und immer wieder seine Stimme erhoben hat gegen die Bergbaupläne der Regierung, die die geschützten Regenwälder der Insel Palawan und die Lebensquelle der indigenen Bevölkerung zerstören.
Palawan Island ist die drittgrößte Inselgruppe der Philippinen – und ein Hotspot der Artenvielfalt; zu ihr gehören auch 49 Tier- und 56 Pflanzenarten, die laut der internationalen Artenschutzorganisation IUCN weltweit vom Aussterben bedroht sind.
Der Wert der Flora und Fauna ist für die Menschheit so bedeutend, dass die Unesco die gesamte Provinz Palawan Island 1990 zum Biospähren-Reservat erklärt hat – eine vielfältige Naturlandschaft aus tropischen Regenwäldern, Bergland, Mangroven und Korallenriffen. Der spektakuläre Tubbataha Reef Marine Park sowie die Karstlandschaft des Puerto-Princesa Subterranean River Nationalparks wurden von der Unesco sogar zum Welterbe erhoben.
Im Süden der langen Hauptinsel leben die Indigenen vom Volk der Palawan zum Teil zurückgezogen von der Außenwelt und ernähren sich durch die Jagd und das Sammeln von Früchten.
1992 wurde unter der Führung der Unesco ein strategischer Umweltplan entworfen (SEP/Strategic Plan for Palawan), der die nachhaltige Entwicklung fördern soll – unter Berücksichtigung des Naturschutzes und der Lebensweise und Zustimmung der Bevölkerung.
Er weist u. a. Kernzonen, also absolute Schutzgebiete, aus als auch Regionen, die nur begrenzt genutzt werden dürfen. Das SEP-Programm wurde von der Europäischen Union unterstützt, die in ihr Tropenwaldschutzprogramm (PTFPP/Palawan Tropical Forestry Protection Programme) zwischen 1995 und 2004 17 Millionen Euro investierte.
Ein kritisches Umwelt-Netzwerk (ECAN/Environmental Critical Areas Network) soll das abgestufte System von Schutz und Entwicklung überwachen. Es untersteht der Behörde für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung (PCSD/Palawan Council for Sustainable Development) – also der Regierung von Palawan.
Und genau diese Behörde will das 1995 beschlossene nationale Bergbauprogramm zum Abbau von Nickel und Chrom intensivieren – und den größten Bergbauunternehmen des Landes Konzessionen erteilen.
Die Konzerne Macro Asia Mining Corporation und Ipilan Nickel Mining Corporation besitzen Claims in den geschützen Gebieten, die sie bereits nutzen. Zum Beispiel in den Bergwäldern von Brooke’s Point, die von der indigenen Bevölkerung bewohnt werden, und auch in den Gantong Wasserschutzgebieten. Die Rio Tuba Nickel Mining Corporation wiederum baut Straßen in den Bulanjao-Bergzug und zerstört damit einen absoluten Hotspot der Artenvielfalt. Das alles hat das indigene Netzwerk ALDAW mit Kamera und GPS und mit einem Video dokumentiert.
Die Regierung von Palawan und den Philippinen missachtet internationale Vereinbarungen zum Naturschutz und das Recht der Bevölkerung auf Mitbestimmung.
„Mehrfach haben wir die Unesco darauf angesprochen, dass Politiker und Konzerne dabei sind, das Biosphären-Reservat zu zerstören,“ sagt ein ALDAW-Sprecher. Eine Antwort bekamen sie nie.
Am 28. Januar will der Gouverneur von Palawan endgültig darüber entscheiden, ob er den Konzernen Macro Asia und Ipilan Nickel uneingeschränkt grünes Licht zum Bergbau in den geschützten Gebieten erteilen will.
Die Unesco muss unverzüglich handeln – um ihren Ruf als anerkannte Bewahrerin von Natur- und Kulturschätzen nicht zu verspielen. Und um den einzigartigen Lebensraum von Palawan nicht kurzsichtigen Politikern und geldgierigen Konzernen zu opfern. Und damit der Kampf des ermordeten Gerry Ortega nicht vergeblich war.
Bitte schreiben Sie an die Generaldirektorin der Unesco Irina Bokova und bitten sie um sofortige Intervention.
Textdokumentation: Übersetzung des Protestschreibens
Sehrgeehrte Frau Generaldirektorin Bokova,
sehr geehrter Herr Ishwaran,
sehr geehrter Herr Lee,
die Inselgruppe Palawan Island gehört zu den artenreichsten Lebensräumen der Philippinen. Um sie zu bewahren, hat die Unesco im Jahr 1990 die gesamte Provinz Palawan im Rahmen des Man and Biosphere Programme (MAB) zum Biosphären-Reservat erklärt. Dazu gehören sogar zwei Welterbe-Stätten: der Tubbataha Reef Marine Park und der Puerto-Princesa Subterranean River National Park. Die Unesco schuf das MAB-Programm, um den Lebensraum und die Kultur der Bevölkerung und die Vielfalt der Flora und Fauna vor Ausbeutung und Zerstörung zu schützen.
Wie wichtig dieser Schritt in Palawan war, zeigt sich darin, dass bereits 49 der dort beheimateten Tierarten und 56 Pflanzenarten laut der internationalen Artenschutzorganisation IUCN weltweit vom Aussterben bedroht sind.
Doch das MAB-Programm scheint nun zu scheitern – und zwar mit Wissen der zuständigen Unesco-Kommission. Die Regierung der Philippinen beabsichtigt, den Bergbau und auch den Plantagenbau für Palmöl-Monokulturen auf Palawan Island massiv voranzutreiben.
Am 28. Januar will der Gouverneur von Palawan endgültig darüber entscheiden, ob Macro Asia und INC Konzessionen zum Bergbau in den Schutzgebieten erhalten sollen.
Sorgen Sie mit all Ihrem Einfluss dafür, dass die Pläne für Bergbau und Palmölplantagen im Biosphären-Reservat Palawan sofort gestoppt werden – gemäß den Rechten der Indigenen Völker und dem Strategischen Umweltplan für Palawan.
Die Konzerne Macro Asia Mining Corporation und Ipilan Nickel Corporation (INC) haben bereits die Rechte über das Land der indigenen Palawan-Gemeinden; einige von ihnen leben bisher mit wenig Kontakt zur Außenwelt. Diese Minen-Konzessionen zum Abbau von Nickel und Chrom liegen sogar in den absolut geschützten Kernzonen des Biosphären-Reservats sowie in den Gebieten mit eingeschränkter Nutzung. Diese Regionen sollten aber durch den Strategischen Umweltplan für Palawan (SEP/Strategic Environmental Plan for Palawan) vor Ausbeutung geschützt sein. Der Bergbau in diesen Regionen wird die Lebensgemeinschaft der Bevölkerung zerstören und das Land, das sie zum Überleben brauchen.
Die Rio Tuba Nickel Mining Corporation baut Straßen ins Bulanjao-Bergland, das ein Hotspot der Artenvielfalt ist. Der Straßenbau ruft schwere Umweltschäden hervor; z.B. Erdrutsche, Bodenerosion und die Entwaldung von Wasserscheiden. Die Folgen sind gesundheitliche Schäden und die Zerstörung der Lebensgrundlage sowohl der indigenen Palawan Gemeinden als auch der Tiefland-Farmer. Die Betroffenen hatten kein Mitspracherecht, obwohl sie darauf nach nationalem und internationalem Recht Anspruch haben.
Das nationale Netzwerk ALDAW Indigenous Network (Ancestral Land/Domain Watch) hat gerade klare Beweise vorgelegt für die zerstörerischen Aktivitäten der Bergbaukonzerne.
Ihre Geotagging-Daten und ein Video belegen die Feldforschungen und Gruben-Tests von Macro Asia und INC in geschützten Kernzonen, in Primärwäldern und Wasserscheiden : http://participatorygis.blogspot.com/2011/01/macroasia-and-plundering-of-protected.html. Video: http://vimeo.com/19046439
Nationale und internationale Proteste der Umweltschüter und Menschenrechtler haben die Regierungen der Philippinen und der Provinz Palawan bisher nicht zur Vernunft gebracht. Menschen, die sich für den Erhalt ihrer Naturschätze einsetzen, werden massiv bedroht. Schockierendes Beispiel ist die Ermordung des Radio-Moderators und Menschenrechtsaktivisten Gerry Ortega am 24. Januar. Ortega war die öffentliche Stimme gegen den Bergbau.
Wiederholt hat ALDAW die Unesco-Kommission aufgefordert zu handeln. Doch niemals haben sie eine Antwort erhalten.
Ich frage Sie: Hat die Unesco keine Instrumentarien, um den Schutz ihrer Biosphären-Reservate auch zu gewährleisten? Sind solche Schutzmaßnahmen nur schöner Schein?
Bitte sorgen Sie mit all Ihrem Einfluss dafür, dass die Pläne für Bergbau und Palmölplantagen im Biosphären-Reservat Palawan sofort gestoppt werden – gemäß den Rechten der Indigenen Völker und dem Strategischen Umweltplan für Palawan SEP.
Mit freundlichen Grüßen
Textdokumentation Protestschreiben
Director-General Mrs. Irina Bokova
Unesco Headquarters, Paris
Director Mr. Natarajan Ishwaran
Division of Ecological and Earth Sciences_Secretary
Man and Biosphere Programme
Unesco Headquarters, Paris
Deputy Director Mr. Rob Lee
Regional Science Bureau for Asia & Pacific
Specialist for Environmental Sciences
Unesco Office Jakarta, Indonesia
Dear Director-General Bokova,
Dear Mr Ishwaran,
Dear Mr Lee,
Palawan Island is one of the most biodiverse regions in the Philippines. In order to preserve its biodiversity, UNESCO declared the whole Province a Man and Biosphere Reserve in 1990. Inlcuded are two World Heritage Sites: The Tubbataha Reef Marine Park and the Puerto-Princesa Subterranean River National Park. UNESCO set up the Man and Biosphere Reserve programme in order to protect people’s ancestral lands and culture as well as the diversity of flora and fauna from exploitation and destruction.
The importance of this measure in Palawan is demonstrated by the fact that 49 of the animal and 56 of the plant species living there are globally threatened with extinction, according to the international conservation organisation IUCN.
The Man and Biosphere Reserve programme, however, appears to be failing – despite the full knowledge of the responsible UNESCO Commission. The Philippine Government is planning to massively expand mining as well as oil palm plantation on Palawan Island.
On 28th January, the Governor of Palawan plans to make the final decision about Macro Asia’s and INC’s mining concessions inside the protected area. I therefore call on you to use your influence in order to stop the plans for mining and oil palm plantations inside the Palawan Man and Biosphere Reserve, according to the UN Declaration on the Rights of Indigenous Peoples and the Strategic Enviornmental Plan for Palawan.
The Macro Asia Minisnt Corporation and Ipilan Nickel Corporation (INC) already hold concessions for land belonging to indigenous Palawan communities, some of whom are living in voluntary near-isolation. Those concessions for mining nickel and chrome lie partly inside the officially highly protected core zone of the Man and Biosphere Reserve, as well as in areas where activities are restricted. Those regions are supposed to be protected from exploitation uder the Strategic Environmental Plan for Palawan (SEP). Mining inside these regions will destroy the livelihoods of the communities and the land on which they depend for their survival.
The Rio Tuba Nickel Mining Corporation is building roads through the Bulanjao highlands, a biodiversity hotspot. Road construction is causing severe harm to the environmen, such as health problems and harm to livelihoods of indigenous Palwawan communities as well as lowland farmers. Affected communities have not been consulted, even though they have a right to participaten in decisions under national and international law.
The national indigenous peoples‘ network ALDAW (Ancestral Land/Domain Watch) has recently submitted clear evidence for the destructive activities carried out by mining corporations. Their data, which rely on geo-tagging, and video prove that Macro Asia and INC are carrying out exploration inside protected core zones, primary forests and watersheds:
http://participatorygis.blogspot.com/2011/01/macroasia-and-plundering-of-protected.html and http://vimeo.com/19046439
National and international protests by environmental and human rights campaigners have so far failed to make the Governments of the Philippines and Palawan Province see sense. People on Palawan who are working for the protection of their natural treasures are facing major threats. A shocking example is the murder of radio journalist and human rights activst Gerry Ortega on 24th January. Ortega was an official voice against the mining companies.
ALDAW has repeatedly called on the UNESCO Commission to act but has never received a reply. I therefore ask you: Has UNESCO got no instruments for guaranteeing the protection of their Biosphere Reserves? Are those declarations not backed by effective measures?
Please use your influence in order to stop the plans for mining and oil palm plantations inside the Palawan Man and Biosphere Reserve, according to the UN Declaration on the Rights of Indigenous Peoples and the Strategic Enviornmental Plan for Palawan.
Yours faithfully,