Stoppen Sie den Hungertod! Stoppen Sie E10-Sprit!

Protestaktion von Rettet den Regenwald
Seit einigen Wochen ist an deutschen Tankstellen Sprit mit dem Namenszusatz „E10“ erhältlich. Die EU-Verordnung zur Beimischung von nachwachsenden Rohstoffen in Auto-Kraftstoffen hat das Ziel, die Umwelt zu schonen. Doch das Gegenteil ist der Fall.

In der EU hat sich die Bundesregierung für die Energie vom Acker stark gemacht und sich selbst die höchsten Agrospritmengen verschrieben. E10 erfüllt die Vorgaben der europäischen Richtlinie über die Kraftstoffqualität und die Erneuerbare Energien Richtlinie der EU. Letztere schreibt vor, 10 Prozent des Kraftstoffs im Verkehr durch Agrosprit zu ersetzen. Durch die Einführung von E10 wird sich 2011 der Ethanolverbrauch in Deutschland aber in etwa verdoppeln – auf zirka zwei Millionen Tonnen.

Hierzulande wachsen nach Angaben der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe auf 240.000 Hektar Ackerfläche Weizen, Gerste und Zuckerrüben für die Ethanolproduktion. Unsere heimischen Anbauflächen reichen für unseren Bedarf nicht aus und die Produktionskosten sind hoch. Nach Angaben von OECD und FAO werden Ethanolimporte deshalb eine immer größere Rolle dabei spielen, die EU-Beimischungsziele zu erreichen. Die Ethanol-Einfuhren der EU können sich auf 3 Millionen Tonnen (3 Milliarden Liter) verdoppeln.

Hauptproduzenten von Ethanol sind die USA und Brasilien. Bereits jetzt importiert die EU pro Jahr 1,5 Millionen Tonnen Zuckerrohr-Ethanol. Angebaut wird das tropische Süßgras auf riesigen industriellen Monokulturen im Besitz von Firmen, Investoren und Ölkonzernen wie BP und Shell. Schon jetzt sind es neun Millionen Hektar – die Hälfte davon für die Ethanolproduktion. Die brasilianische Regierung plant, die Anbaufläche zu versiebenfachen. 65 Millionen Hektar sollen Plantagenfläche werden – das entspricht der Fläche Deutschlands und Polens. Die Tropenwälder und Savannen werden dafür gerodet.

Agro-Sprit statt Lebensmittel
Die Beimischung von Ethanol schadet allen Menschen: Ethanol wird aus Getreide, Mais, Zuckerrohr und -rübe hergestellt. Diese Grundnahrungsmittel werden knapp und damit teurer. Die Weltbank rechnet mit einem Preisanstieg von bis zu 75 Prozent. In Europa ist das ärgerlich, in Indien, Südamerika oder Afrika tödlich. Dort explodieren die Lebensmittelpreise und Millionen Menschen können nicht mehr ausreichend Nahrung kaufen. Jeder Prozent Anstieg der Lebensmittelpreise bedeutet laut Foreign Affairs 16 Millionen zusätzliche Hungernde. Durch den Agrospritboom könnten nach Angaben von Action Aid in den nächsten Jahren bis zu 600 Millionen Menschen zusätzlich Hunger leiden. In den Medien machen bereits heute Schlagzeilen von Hungersnöten und Hungerrevolten die Runde.

Auch die Klimabilanz von Agrosprit ist besorgniserregend: Ethanol und anderer Agrosprit verursachen mehr klimaschädliche Emissionen als fossiler Kraftstoff. Ethanol ein „Bio“-Label zu verpassen, ist daher grundlegend falsch und führt Verbraucher in die Irre. Noch steht der E10-Sprit in Deutschland am Anfang. Unterstützen Sie unseren Protest bei Bundeskanzlerin Merkel und helfen Sie mit, dass E10 gar nicht erst etabliert wird.

Weitere Infos finden Sie hier.

Textdokumentation der Protestmail

An die Bundesregierung
Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel, angela.merkel@bundestag.de

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,

bitte stoppen Sie unverzüglich den neuen E10-Sprit. Dessen Einführung an den Tankstellen ist in jeder Hinsicht schädlich und unsinnig – für Mensch, Natur und Klima:

E10 verletzt das Menschenrecht auf Nahrung. Ethanol wird aus Lebensmitteln wie Mais, Weizen, Zuckerrohr- und -rübe hergestellt. Die Lebensmittelpreise explodieren aktuell weltweit. In den armen Ländern können die Menschen die Konkurrenz von Tank und Teller nicht bestehen.

Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) „Das Recht auf Nahrung und die Auswirkungen von flüssigen Biokraftstoffen (Agrosprit)“, das Internationale Ernährungspolitik-Forschungsinstitut (IFPRI) „Hohe Nahrungsmittelpreise. Konzept für die Wege aus der Krise“, die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) „Biosprit: Ist die Heilung schlimmer als die Krankheit“ und die Weltbank „A Note on Rising Food Prices“ haben bereits vor drei Jahren diese verhängnisvollen Zusammenhänge aufgedeckt und gewarnt. Weder Deutschland noch die EU haben Lebensmittel aus der Agrospritproduktion ausgeschlossen.

Durch E10 wird sich 2011 der Ethanolverbrauch in Deutschland in etwa verdoppeln – auf zirka zwei Millionen Tonnen, berechnen Experten des US-Landwirtschaftsministeriums. Der größte Teil davon wird über Importe gedeckt werden müssen – vor allem aus Brasilien. Die Ethanolproduktion ist dort wesentlich billiger, und Ölkonzerne wie BP und Shell haben Milliarden Euro in die brasilianische Ethanolindustrie investiert. Der in steigendem Maße exportorientierte Industriezweig wächst nach Angaben von OECD und FAO mit einer Rate von 9 Prozent jährlich.

Die Ethanolindustrie verdrängt bestehende Landnutzungen wie die Rinderzucht, wie Forscher aus Deutschland nachgewiesen haben. Neue Weideflächen werden in den Tropenwald- und Savannengebieten gerodet. Selbst der Amazonasregenwald bleibt von diesen indirekten Landnutzungsänderungen nicht verschont. Die Artenvielfalt wird vernichtet. Aber auch in Deutschland hat der Anbau von Bioenergie sehr negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt.

Ethanol aus Mais, Weizen und Zuckerrübe verursacht mehr klimaschädliche Emissionen als Benzin. Anstatt Konsequenzen zu ziehen, ignoriert die EU-Kommission die Ergebnisse der eigenen in Auftrag gegebenen Forschungsberichte. Und versuchte Studien zurückzuhalten und ungünstige Passagen streichen zu lassen. Verantwortliche Energie- und Klimapolitik sieht so nicht aus.

Die vorliegenden Studien und Forschungsergebnisse zeigen, dass Ethanol und anderer Agrosprit der völlig falsche Weg sind, um die Umwelt-, Energie- und Klimaprobleme in den Griff zu bekommen. Im Leitlinienszenario des Umweltministeriums wird von einer Verminderung des Gesamtverbrauchs im Verkehr von zehn Prozent bis 2020 im Vergleich zu 2008 ausgegangen. Eine Reduktion um nicht einmal ein Prozent pro Jahr ist absolut ungenügend und entspricht in keiner Weise den technischen und ökonomischen Möglichkeiten.

Bitte ziehen Sie die Konsequenzen und stoppen Sie unverzüglich die Einführung von E10-Sprit.

Mit freundlichen Grüßen

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