Gegen eine weitere Vermaisung der Landschaft mit ihren negativen Auswirkungen auf den Naturhaushalt und den Zustand der Gewässer stellte der BUND gestern in Kiel sein Konzept vor. Der BUND-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger präsentierte die Vorschläge des Verbandes für eine nachhaltige Biogaserzeugung im landwirtschaftlich am stärksten genutzten Bundesland.
„Die jetzt anstehende Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist eine zentrale Chance, Fehlentwicklungen wie die Förderung von Maiswüsten zu korrigieren. Gleichzeitig gilt es, die regionale Verwertung von vorhandenen Reststoffen und naturschutzverträglich erzeugter Anbaubiomasse gezielt zu fördern“, forderte der Bundesvorsitzende Weiger.
Die Vergütung von Strom aus Biomasse solle in Zukunft aus einer Grundvergütung und einer erhöhten Vergütung für besondere Umweltleistungen bestehen. Voraussetzung für eine Grundvergütung solle die Einhaltung folgender Mindestanforderungen sein: der Erhalt von Wiesen und Weiden, die Schaffung von Ressourcenschutzflächen und Artenschutzelementen auf mindestens 10 Prozent der Betriebsfläche und ein mindestens dreigliedriger Fruchtwechsel mit maximal einem Drittel Mais. Zudem gelte es, die Wärmenutzung und damit eine deutlich höhere Energieeffizienz der Biogasanlagen sicher zu stellen. Dazu müsse die Grundvergütung über die Stromvergütung hinaus an ein Wärmenutzungskonzept der Biogasanlagen gekoppelt werden.
Nur Betrieben, die auf den Einsatz von Mais und Zuckerrüben verzichten, solle nach den Vorschlägen des BUND zusätzlich zur Grundvergütung ein Umwelt-Bonus gewährt werden. So werde ein wirkungsvoller Anreiz für vielfältige Fruchtfolgen gegeben. Der überkommene pauschale Bonus für Strom aus Anbau-Biomasse werde damit künftig ökologisch qualifiziert und die Ausweitung von Maiswüsten für die Biogaserzeugung gestoppt. Ergänzend solle der Einsatz von Mahdgut und Landschaftspflegegrün in Agrargasanlagen, die bei der Pflege geschützter Biotope anfallen, attraktiv honoriert werden. Diese Förderung käme gezielt Schutzgebieten und geschützten Flächen zu Gute.
Die in Schleswig-Holstein bereits gebauten 430 Agrargasanlagen werden überwiegend mit Mais beschickt. Sie genießen noch bis zu 20 Jahre lang Bestandsschutz. „Mit über 200.000 Hektar Maisanbau könnte Schleswig-Holstein bereits in der Anbausaison 2011 die 30-Prozentmarke Maisanbau an der Ackerfläche überschreiten“, schätzt Sybille Macht-Baumgarten, die Landesvorsitzende des BUND Schleswig-Holstein. Regional konzentriere sich der Maisanteil noch weitaus stärker, da vom Anbau im Wesentlichen die nördlichen Kreise wie Schleswig-Flensburg und Nordfriesland betroffen seien. Dies ziehe zumeist einen erhöhten Pestizideinsatz mit negativen Auswirkungen auf Artenvielfalt und Gewässer und zudem einen Abbau des wertvollen Humusanteils im Boden nach sich.
Am jetzigen Umfang des Maisanbaus änderte allerdings selbst ein umweltverträglich optimiertes EEG nichts. Deshalb, so argumentiert der BUND-Landesverband, müsse es mit Blick auf die bestehenden Anlagen eine zusätzliche Regelung auf Landesebene parallel zum EEG geben. Der BUND fordert eine Anpassung der guten fachlichen Praxis mit konkreten Vorgaben u. a. zu Landschaftselementen, Fruchtfolgen und längeren Düngersperrfristen. „Eine gute landwirtschaftliche Praxis, die diesen Namen verdient, ist längst überfällig“, so Macht-Baumgarten. „Auch wenn andere Bundesländer nicht mitziehen“. Nachbesserungen der Regeln für die gute fachliche Praxis sind die Voraussetzung für die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber der Landwirtschaft und der Biogaserzeugung.“
Quelle: BUND Schleswig-Holstein