Protestaktion von Rettet den Regenwald
Das Selous Game Reserve ist mit seinen 5 Millionen Hektar Afrikas größtes geschütztes und weitgehend unberührtes Wildreservat. Aufgrund seiner enormen Biodiversität und einmaliger Biotope ist der Park seit 1983 UNESCO-Weltnaturerbe. Das Reservat beheimatet die Hälfte der Elefanten des Landes. Schwarze Nashörner, Wildhunde, Geparden und Giraffen leben geschützt im Reservat, ebenso wie viele seltene Vogelarten. Zudem ist das Selous Game Reserve kein isoliertes Ökosystem, sondern mit weiteren Reservaten und Nationalparks über biologische Korridore und Wasserwege verbunden.
Am südlichen Rand des Reservats plant die Regierung Tansanias in Kooperation mit multinationalen Unternehmen das Mkuju-River-Projekt. Die Uranmine würde sich bis in das Selous Game Reserve ausdehnen. Die Gefahren der Uranmine für das Selous Reservat und die angrenzenden Ökosysteme sind enorm. Pro Tonne gewonnenes Uran bleiben 99 Tonnen radioaktiver Abfallschlämme zurück. Aufgrund seiner langen Halbwertszeit müssten die Abfallschlämme über einen sehr langen Zeitraum isoliert von der Umwelt gelagert werden. Ein technisches Verfahren, welches die sichere Lagerung des radioaktiven Abfalls garantiert, existiert nicht.
Ende der 1990iger Jahre öffnete sich Tansania für große Investitionsprojekte. Vor allem der Bergbau soll als Wirtschaftsmotor dienen. Neben Gold liegen große Vorkommen an Uranerz im Boden des Landes. Seit 2006 hat Tansania 70 Konzessionen zur Uranerkundung vergeben und bisher 20 potenzielle Lagerstätten ausfindig gemacht. Das Mkuju-River-Project ist die Größte davon.
Die Betreiberfirma Mantra Resources ist eine so genannte Junior Mining Company. Das australische Unternehmen ist ein neuer Akteur im Bergbaugeschäft und hat noch keine Erfahrungen beim chemisch hochkomplexen Abbau von Uran. Der interessierte Investor für das Mkuju-River-Project ist die kanadische Firma Uranian One, gegen die in Kasachstan wegen Korruption ermittelt wird.
Eine Studie der Bergbaubetreiber von 2010 sieht einen 12jährigen Abbauzeitraum vor, in dem pro Jahr 1,9 Millionen Tonnen Uranerz gefördert werden sollen. Die für den Abbau benötigten großen Mengen der stark ätzenden Schwefelsäure werden direkt in der Mine hergestellt.
Die beim Abbau von Uranerz freigesetzten radioaktiven Begleitelemente führen zur Kontaminierung der Böden. Das Uranbergwerk soll am Mkuju Fluss entstehen. Oberflächen- und Grundwasser könnten radioaktive Sedimente tief in das Reservat hineintragen und zu einer weiträumigen Verseuchung der Flora und Fauna führen.
Der für den Betrieb der Mine benötigten Infrastruktur würden große Waldflächen zum Opfer fallen. Uran und weitere radioaktive Begleitelemente wie Staub und Radongase stellen zudem eine erhebliche Gesundheitsgefährdung für die Arbeiter und die Anwohner der Uranmine dar.
Ein weiteres Uranprojekt im Zentrum des Landes gefährdet das Feuchtgebiet Bahi, das für die lokale Bevölkerung, die meist als Ackerbauern und Viehzüchter leben, von herausragender Bedeutung ist.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Bergbau in Tansania sind schwach ausgeprägt. Ein Gesetz zu den Sicherheitsbedingungen im Abbau von Uran ist „in Arbeit“. Allerdings gibt es keine staatlichen Kontrollorgane die diese Bestimmungen überwachen könnten. Bei der Sicherheit wird auf die Selbstkontrolle der Unternehmen gesetzt. Der „Village-Land-Act“, ein Gesetz welches eigentlich die Zustimmung der Anwohner zu Wirtschaftsprojekten vorschreibt, wird beim Uranbergbau teilweise ignoriert.
Die UNESCO wies die Regierung Tansanias darauf hin, dass die Uranmine eine unmittelbare Bedrohung für das Selous Game Reserve darstellt und mit dem Weltnaturerbestatus nicht vereinbar ist. Sie appelliert an die Regierung und die beteiligten Unternehmen, das Selous Reservat als einmaliges Ökosystem und Weltnaturerbe zu respektieren und die geplanten Minenaktivitäten einzustellen.
Rettet den Regenwald fordert in Zusammenarbeit mit der AG Uranium Network die Regierung Tansanias und die Betreiberunternehmen auf, die Projektpläne zur Uranmine sofort einzustellen. Die Menschen und die Natur Afrikas dürfen nicht für die Interessen von Investoren und der Atomlobby geopfert werden.
Textdokumentation der Protest-E-Mail
President Jakaya Mrisho Kikwete
Office of the President
P.O. Box 9120
Dar es Salaam
Tanzania
Fax: +255 22 2113425
Prime Minister Mizengo Kayanza Peter Pinda
Office of the Prime Minister
Permanent Secretary
P.O.Box 3021
Dar es Salaam
Tanzania
Fax: +255 22 2117266
Your Excellency,
Tanzania is a fascinating country. It has great natural resources and wonderful people. Having been friends of Tanzania for many years, we appreciate that it is a peaceful and stable country, in which citizens’ rights are protected by law and constitution.
We want to thank you and your government for contributing to peace and stability. We wish that Tanzania will develop positively and we hope that activists of your country will contribute more and more to vitalize those values codified in accord with your Constitution.
About two years ago we learnt that Tanzania, cooperating with private companies from several countries, forges out plans for mining uranium. We are very concerned about that. Please allow me to point out some reasons behind our doubts:
– Uranium is different from every other mineral. It is poisonous and radioactive. Furthermore, its possible use is limited. Apart from generating electricity in nuclearpower plants after highly complex processing to fuel assembly, only military optionsare possible. Nuclear energy is a controversial issue and many people in Germany oppose it.
Still, we have residual risks: As we had them in 1986 when the disastrous nuclear accident of Chernobyl (Ukraine) happened and as the world actually witnesses in Japan. And it really is not clear how to dispose the high level radioactive waste which has to be stored safely for millions of years.
– Here in Germany, nuclear energy is officially seen as a technology which no longer will be used after a certain period of transition.
– When mining uranium, you can hardly avoid that poisonous elements and their not less dangerous accompanying elements contaminate the environment and jeopardise the workers and residents.
– Mainly dust – blown away from the pits and mine dumps – and polluted water – flowing into rivers and into the groundwater – cause problems. Radioactivity, even in lowest dosage, can cause severe health damages.
– Potentially most dangerous are the tailings from uranium mines. Furthermore, processing ore consumes water and energy at an utmost expense. This will lead to a competition with other commercial interests, particularly with interests of the local people.
– Longtime experiences in mining uranium in different countries from USA to Niger and to Gabon have shown that the transnational companies are – in most cases – not interested in the wellbeing of local people or in preserving natural resources.
– Again and again, the public has to pay the costs of cleaning up inevitably after producing uranium as to alleviate the serious ecological damage.
According to all that we know now, the first priority of mining uranium is given to the South (Mkuju River) and the area between Bahi and Manyoni in the centre of the country.
In both cases the environmental effects are contradictory to other important interests: In the South, the World Heritage Listed Selous Game Park with its great natural resources would be affected. The World Heritage Committee in Paris already addressed this issue in decision 32COM 7B.3 – Selous Game Reserve (United Republic of Tanzania) (N199) , Quebec 2008,whereby it:
“Expresses its utmost concern about reports […] of uranium prospecting within the property and in the wildlife corridor; and reiterates its position that mining isincompatible with the World Heritage status of the property;” and “Urges […] to haltany prospecting or other mining developments within the property […].”
Around Bahi, uranium mining would damage an area which is of vital interest for local people because of its agricultural potential and its natural resources. Especially rice production and fishing are important for food security. To jeopardise such an area by mining projectscontradicts the principle of “Kilimo Kwanza”.
Considering the facts mentioned above, we strongly urge you to reconsider whether mining uranium really is a proper means of sustainable development for Tanzania. Mining uranium leaves residual waste, which will not be eliminated within imaginable periods of time. We are certain that there are better and more effective possibilities to promote the development of your wonderful country.
Sincerely Yours,
Eine Studie der Bergbaubetreiber von 2010 sieht einen 12jährigen Abbauzeitraum vor, in dem pro Jahr 1,9 Millionen Tonnen Uranerz gefördert werden sollen. Die für den Abbau benötigten großen Mengen der stark ätzenden Schwefelsäure werden direkt in der Mine hergestellt.
Die beim Abbau von Uranerz freigesetzten radioaktiven Begleitelemente führen zur Kontaminierung der Böden. Das Uranbergwerk soll am Mkuju Fluss entstehen. Oberflächen- und Grundwasser könnten radioaktive Sedimente tief in das Reservat hineintragen und zu einer weiträumigen Verseuchung der Flora und Fauna führen.
Der für den Betrieb der Mine benötigten Infrastruktur würden große Waldflächen zum Opfer fallen. Uran und weitere radioaktive Begleitelemente wie Staub und Radongase stellen zudem eine erhebliche Gesundheitsgefährdung für die Arbeiter und die Anwohner der Uranmine dar.
Ein weiteres Uranprojekt im Zentrum des Landes gefährdet das Feuchtgebiet Bahi, das für die lokale Bevölkerung, die meist als Ackerbauern und Viehzüchter leben, von herausragender Bedeutung ist.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Bergbau in Tansania sind schwach ausgeprägt. Ein Gesetz zu den Sicherheitsbedingungen im Abbau von Uran ist „in Arbeit“. Allerdings gibt es keine staatlichen Kontrollorgane die diese Bestimmungen überwachen könnten. Bei der Sicherheit wird auf die Selbstkontrolle der Unternehmen gesetzt. Der „Village-Land-Act“, ein Gesetz welches eigentlich die Zustimmung der Anwohner zu Wirtschaftsprojekten vorschreibt, wird beim Uranbergbau teilweise ignoriert.
Die UNESCO wies die Regierung Tansanias darauf hin, dass die Uranmine eine unmittelbare Bedrohung für das Selous Game Reserve darstellt und mit dem Weltnaturerbestatus nicht vereinbar ist. Sie appelliert an die Regierung und die beteiligten Unternehmen, das Selous Reservat als einmaliges Ökosystem und Weltnaturerbe zu respektieren und die geplanten Minenaktivitäten einzustellen.
Rettet den Regenwald fordert in Zusammenarbeit mit der AG Uranium Network die Regierung Tansanias und die Betreiberunternehmen auf, die Projektpläne zur Uranmine sofort einzustellen. Die Menschen und die Natur Afrikas dürfen nicht für die Interessen von Investoren und der Atomlobby geopfert werden.