Protestaktion von Rettet den Regenwald
Die Zerstörung am Fluss Xingu hat bereits begonnen. Bagger tragen den fruchtbaren Boden ab, der einst die gewaltigen Baumriesen nährte. Menschen werden bedroht und vertrieben. Bis zu 40.000 könnten ihre Heimat verlieren.
Belo Monte soll das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt werden. Mit sauberer Energie hat das Projekt allerdings nichts zu tun. Denn 600 km² Regenwald sollen einfach geflutet werden. Durch die verfaulenden Pflanzen würden gigantische Mengen an Treibhausgasen freigesetzt.
Die ansässigen Indigenen ringen um ihre Lebensgrundlage. Doch ihre Rechte und Belange werden missachtet.
Milliarden-Profite für europäische Firmen
Hierzulande verdient die Industrie gut an diesem Umwelt- und Menschenrechts-Desaster. Rund 1,3 Milliarden Euro fließen an europäische Firmen. Allein Voith Hydro, ein Joint Venture von Voith und Siemens, hat ein Auftragsvolumen von 443 Millionen Euro bekommen. Alstom bringt es gar auf 500 Millionen; Andritz kassiert 330 Millionen, Daimler 86 Millionen Euro. Die Münchener Rück erhält 16 Millionen Euro Versicherungsprämien über einen Zeitraum von vier Jahren.
Mega-Staudämme für ein Mega-Wachstum
Rund 11.000 Megawatt sollen durch das Belo Monte-Kraftwerk erzeugt werden – großenteils für die Aluminium-Produktion. Die brasilianische Regierung strebt ein starkes Wirtschaftswachstum durch den Export an, sogar auf Kosten des eigenen Landes.
Denn Belo Monte soll kein Einzelfall bleiben. 150 weitere Staudämme sind in ganz Amazonien geplant. Die Baugenehmigung für fünf Wasserkraftwerke am Rio Tapajós soll bereits im nächsten Jahr erteilt werden. Und an allen Projekten wollen europäische Konzerne mitverdienen.
Die Weltstaudammkommission nahm im Mai 1998 die Arbeit auf, nachdem Proteste Projekt-betroffener gegen die negativen Folgen von Großstaudämmen immer mehr zunahmen und auch die Weltbank für ihre Finanzierung von Dämmen kritisierten. Sie war aus WissenschaftlerInnen, ProjektkritikerInnen und Unternehmensvertretern besetzt. Auftrag der Kommission war es,
a) die Wirksamkeit von Großstaudämmen im Entwicklungsprozess zu prüfen und Alternativen für die Nutzung von Wasserressourcen und zur Energiegewinnung zu begutachten sowie
b) international annehmbare Kriterien für Planung, Bau und Betrieb von Staudämmen zu entwickeln, die sie im November 2000 in einem Bericht vorstellte.
Hierzu gehören unter anderem
– die Gewinnung öffentlicher Akzeptanz
– die umfassende Prüfung von Optionen
– der Nutzen bestehender Dämme muss verbessert werden
– die Erhaltung von Flüssen als Existenzgrundlage
– die Anerkennung von Ansprüchen und gerechte Teilung des Nutzens
– die Einhaltung von Verpflichtungen und Vereinbarungen
– der gemeinsame Nutzen von Flüssen zugunsten von Entwicklung, Frieden und Sicherheit
Diese Aktion wird von einem Bündnis folgender Organisationen getragen:
– GegenStrömung
– Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V. (FDCL)
– Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
– KoBra e.V.
– Incomindios
– POEMA e. V.
– Urgewald e. V.
– Regenwald Institut e. V.
– Campo Limpo, Solidarität mit Brasilien e.V.
– Brasilieninitiative Freiburg e.V.
– Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall Verwaltungsstelle Berlin
– GRÜNE LIGA e.V.
– Survival International e. V.
– infoe e.V. (Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie)
Bitte fordern Sie die europäischen Firmen auf, aus Belo Monte und weiteren unethischen Staudamm-Projekten auszusteigen.
Textdokumentation der Protest-E-Mail
An die Geschäftsführung von Voith Hydro, Siemens, Alstom, Andritz, Daimler und Münchener Rück
Sehr geehrter Herr Dr. Münch, sehr geehrter Herr Löscher, sehr geehrter Herr Wittke, sehr geehrter Herr Leitner, sehr geehrter Herr Dr. Zetsche, sehr geehrter Herr Dr. von Bomhard,
die verheerenden Auswirkungen des Belo Monte-Staudamms beunruhigen mich. Durch Ihre Beteiligung an dem Projekt sind Sie dafür mit verantwortlich.
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat im März 2012 festgestellt, dass bei dem Projekt die Rechte der indigenen Bevölkerung verletzt werden. Das Staudammprojekt Belo Monte entzieht den EinwohnerInnen der Region um Altamira und an der großen Flussschlinge des Xingu ihre Lebensgrundlage. Brasilien verstößt mit den Baumaßnahmen gegen geltendes nationales und internationales Recht.
Desweiteren kann der Bau von Belo Monte nicht als Beitrag zu sauberer Energie gewertet werden. Im Gegenteil: Die Zerstörung von Regenwald, die mit diesem Projekt einhergeht (durch den Bau selbst, aber auch durch illegale Rodungen durch ZuwandererInnen), wirkt beschleunigend auf die globale Erwärmung. Das Amazonasgebiet ist eines der sensibelsten Ökosysteme der Erde und wirkt stabilisierend auf das globale Klima. Eine Zerstörung ist nicht umkehrbar und zeigt die Missachtung der Rechte künftiger Generationen.
Bei der Entscheidung für Belo Monte wurden energiepolitische Alternativen mit geringeren Auswirkungen nicht ausreichend geprüft. Gerade im Rahmen der aktuellen Debatte um grüne Wirtschaft und Bekämpfung des Klimawandels müssen auch Unternehmen als wichtige gesellschaftliche Akteure ihrer Verantwortung gerecht werden und in ihren Aktivitäten Menschenrechte wahren und umweltgerecht handeln. Daher fordern wir Sie eindringlich auf, sich aus dem Belo Monte-Projekt zurückzuziehen.
Um den guten Ruf Ihrer Firmen zu erhalten, müssen Sie sich zur Einhaltung internationaler Umwelt- und Menschenrechtsstandards verpflichten und entsprechende Leitlinien sowie Menschenrechts- und Umweltprüfungen in Ihrem Unternehmen etablieren, die eine Beteiligung an zerstörerisch wirkenden Projekten wie Belo Monte in Zukunft ausschließen. Die Einhaltung der Empfehlungen der Weltstaudammkommission sollte bei Staudammprojekten eine Mindestvoraussetzung sein.
Mit freundlichen Grüßen