Dass ein Teil einer Wandseite des tiefen Beckens im Bereich des Sprungturmes (unter Wasser!) mit Schimmelpilz befallen sei und dass davon eine Gesundheitsgefährdung für Badende ausgehe erzählte Stadtrat Gerwin Stöcken (SPD) vor einigen Wochen. Auf einer Ortsbegehung des Freibades Katzheide am Dienstag korrigierte Herr Stöcken jetzt diese Aussage. Vielmehr handele es sich um eine Symbiose aus Alge und Schimmelpilz. Um welche Art es sich dabei handelt, weiß die Landeshauptstadt Kiel nicht. Man weiß aber, dass von ihr eine Gesundheitsgefahr ausgeht.
Bei der Ortsbegehung wollten die Teilnehmenden den Befall sehen (siehe Foto). Aber es war nichts zu sehen. Wenn die unbekannte Art im Sommer wieder auftritt, will die Landeshauptstadt Kiel aber unverzüglich handeln, weil ja eine Gesundheitsgefahr von ihr ausgehe.
Doppelwesen aus Algen und Pilzen werden für gewöhnlich als Flechten bezeichnet. Sie sind sehr langsamwüchsig und besiedeln Steine, Hausdächer, Baumrinden und ähnliche Extremstandorte. Mir sind keine Flechten bekannt, die Schimmelpilze als Teil des Organismusses beinhalten. Ebenso sind mir Arten unbekannt, die unter Wasser wachsen und dazu noch chlorverträglich sind.
Nun kann man wie gesagt nichts sehen, aber bei einer so ungewöhnlichen Lebensform wäre ja denkbar, dass es eine unsichtbare Überdauerungsform gibt. Vielleicht ist schon ganz Kiel verseucht damit, aber niemand merkt was, weil es unsichtbar und unbekannt ist. Gut, dass die Landeshauptstadt Kiel das Gefahrenpotential des unsichtbaren Unbekannten erkannt hat.
Leider wurde versäumt, zu fragen, ob die Kieler Woche sicherheitshalber abgesagt und das Ostufer besser militärisch gesichert werden sollte, was ja angesichts der Vielzahl von friedensstiftenden und völkerverständigenden Kriegsschiffen im Kieler Hafen derzeit ein Leichtes wäre.
Die Teilnehmer der Begehung waren jedenfalls gerührt ob der Fürsorge der Landeshauptstadt. Schließt doch die Erfolgsstory mit dem unbekannten unsichtbaren gefährlichen Lebewesen nahtlos an die Erzählungen des Herrn Stöcken zur Kostensituation des Freibades Katzheide an: Wurde im Herbst 2014 noch von Kosten für den Weiterbetrieb von Katzheide von 750.000 Euro berichtet (etwa soviel wie der erste Teil der Olympia-Bewerbung Kiels kostet), kam auf Nachfrage heraus, dass die Zahlen nicht belegbar waren und wahrscheinlicherweise die sowieso in den Haushalt der LH Kiel eingestellten 50.000 Euro für Unterhaltung ausreichen würden, um das Freibad wieder in Betrieb zu nehmen.
Unbestätigten Berichten zufolge überlegt Stadtrat Stöcken nach seiner eher trockenen Verwaltungslaufbahn vom Chef des Jobcenters über das Büro des Oberbürgermeisters hin zum Stadtrat für Soziales jetzt einen kompletten Neustart für sein Leben, bei dem er endlich seine ungeheuren kreativen Potentiale ausschöpfen kann. Angeblich will er ganz in die Pflanzenforschung zu wechseln oder sich verschuldeten Menschen und Kommunen als Kostenzauberer andienen. Selbst über eine Karriere als Märchenerzähler wird in für gewöhnlich gut unterrichteten Rathauskreisen gemunkelt. Angeblich soll schon eine Erzählung in Vorbereitung sein: Des Bürgermeisters neue Kleider. Aber das ist eine andere Geschichte.