Kiel – Park Brook: Offener Brief von AnwohnerInnen zur Gestaltung

Nachfolgend wird ein geringfügig veränderter Brief von AnwohnerInnen des Parkes Zum Brook in Kiel im Rahmen der Bürgerbeteiligung an das Büro Soziale Stadt Gaarden dokumentiert.

An das
Büro Soziale Stadt Gaarden
Medusastraße 16
D – 24143 Kiel-Gaarden

Bürgerbeteiligung Umgestaltung des Parks Zum Brook

Moin moin!

Die nachfolgend aufgeführten Menschen aus Kiel (zum großen Teil aus Gaarden) bitten
um Berücksichtigung ihrer Anliegen im Bürgerbeteiligungsprozess.

Unsere Hauptforderungen sind:

Natur- und Umweltschutz
Erhalt des alten Baumbestandes im Park
Erhalt der naturnahen Elemente des Parks (Bachlauf z.B.)
Schutz des Vogelbestandes des Parks
Erhalt und Verbesserung der Wegeführung unter Schonung der Bäume

Kinder- und Jugendförderung
Lärmschutzmaßnahmen für den Kinderspielplatz oder Verlegung
Verbesserung der Spiel- und Nutzungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche
Beteiligung der Kinder der Umgebung sowie von Schulen, Kindergarten und Kirche…
Erzieherische Betreuung des Parks
Einbeziehung der Besitzer / Bewohner der Nachbargrundstücke in den Beteiligungsprozess

Der Brook zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus: Bemerkenswert ist vor allem
die relative Naturnähe des Parks und die intensive Nutzung durch Kinder und Jugendliche.
Zu letzterem tragen vor allem auch die beiden Schulen, die Kindertagesstätte und die
Kirche bei. Hinzu kommt der hohe Kinderanteil in der Wohnumgebung sowie die vorhanden
Spielmöglichkeiten hier und auf der Schwarzlandwiese.

Diese Tatsachen müssen zentrale Bedeutung haben bei allen Ansätzen zur Umgestaltung!
Deshalb schlagen wir folgendes vor:

Naturnähe

Der Brook hat im Biotopverbundsystem der Stadt Kiel eine außerordentliche Bedeutung.
Jede Planung hat dieser Rolle gerecht zu werden.

Einbezogen werden sollen in die Beteiligung die Kieler Umweltverbände, z.B. NaBu und
BUND. Angefragt werden sollte auch geo – stepbystep.
Der Kleingartenverein Gaarden spielt ebenfalls eine Schlüsselrolle, weil der Bachlauf im
Brook als Abfluss des Langsees an seinem Gelände entlang fließt.

Der Park besticht durch seinen älteren Baumbestand. In diesem findet sich eine
Saatkrähen- und Dohlenkolonie. Zahlreiche Vogelarten nutzen den Park als Brutraum.
Dieses ist zu erhalten und aufzuwerten durch sehr gezielte Baumpflege und Lagerung
anfallenden Schnittgutes in den Anlagen (Totholzhecken = Benjeshecken z.B.). Ein solches
Vorgehen trüge auch zu Kosteneinsparungen und zur Verbesserung der Umweltbilanz der
Bewirtschaftung des Parks bei.

Deswegen ist die Entwicklung eines an Umwelt- und Naturfreundlichkeit orientierten
Pflegekonzeptes von zentraler Bedeutung. Dieses muss dauerhaft (!) die Kinder und
Jugendlichen der Wohnumgebung und der benachbarten Einrichtungen einbeziehen.
Baumpflegerische Maßnahmen sollen ausschließlich der Verkehrssicherung oder der
Baumerhaltung dienen. Im Extensiv-Bereichen (Ruhezonen) sollen auch umgestürzte
Bäume belassen werden und sind so zu sichern, dass von ihnen keine Unfallgefahr
ausgeht. Ziel der Baumpflege soll es nicht sein, jeden kranken Ast zu entfernen. Bäume
mit Höhlungen müssen wegen der Bedeutung für Vögel besonders beachtet werden.
In den Bachlauf soll nur so eingegriffen werden, dass natürliche Entwicklungsprozesse
gestützt oder unvermeidbare Sicherungsbauweisen (evtl. z.B. für die Villa) durchgeführt
werden, die landschaftsangepasst sind.

Durch Zusammenarbeit mit dem Kleingartenverein und Aufklärungsarbeit für Vogelfütterer
soll der Nährstoffeintrag in das Gewässer vermindert werden.

Insgesamt muss eine Bürgerbeteiligung auch die Nachbargrundstücke einbeziehen. An
erster Stelle zu nennen ist hier die Schwarzlandwiese. Zu prüfen ist, inwieweit durch eine
Bewirtschaftungsänderung wie etwa Baggerarbeiten zur Schaffung wechselfeuchter
Bereiche, die Qualität des Bachwassers gestärkt werden kann. Weiterhin muss besondere
Berücksichtigung das Gelände der Villa und die Schulgrundstücke finden. Beispielsweise
sollte der Erhalt alter Bäume auf den genannten und weiteren Nachbargrundstücken
(Kirche, Wohnbebauung, städt. Verkehrsraum) angestrebt werden und gefördert werden z.B.
durch Entsiegelungsmaßnahmen.

Wegebau soll sich grundsätzlich an den vorhandenen Wegen und Schleichwegen
orientieren. Diese Wege sind zu stärken. Änderungen der Wegeführung sind ausführlich zu
begründen und dabei Wechselwirkungen zu Wegnetzen außerhalb des Parks zu
berücksichtigen. Wegen des hohen Bestandes an Rotbuchen, die besonders anfällig für
Arbeiten und Anschüttungen im Wurzelbereich sind, ist größte Vorsicht bei allen Erdarbeiten
geboten. Im wesentlichen ist auf diese zu verzichten oder sie sind baumfreundlicher Weise
durchzuführen.

Pflanzungen sollten sich an den natürlich vorkommenden Pflanzengesellschaften
orientieren, z.B. Waldrand-Gesellschaften. Zur Aufwertung des Geländes sollten an
verschiedenen Standorten Staudenpflanzungen z.B. mit Waldmeister, Aronstab und
anderen standorttypischen Pflanzen vorgenommen werden.

Müll muß in größerer Häufigkeit als bisher im Park gesammelt werden. Solange keine
krähensicheren Abfallkörbe aufgestellt sind, sollte auch die Leerung der vorhandenen
Müllbehälter häufiger als bisher erfolgen. Es sollten zusätzliche Hundetüten-Spender
aufgestellt werden.

Kinder- und Jugendbeteiligung

Wir fordern die Einhaltung der schleswig-holsteinischen Gemeindeordnung!

Sie regelt in
§ 47 f:
Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
(1) Die Gemeinde muss bei Planungen und Vorhaben, die die Interessen von Kindern und Jugendlichen
berühren, diese in angemessener Weise beteiligen. Hierzu muss die Gemeinde über die Beteiligung der
Einwohnerinnen und Einwohner nach den §§ 16 a bis 16 f hinaus geeignete Verfahren entwickeln.
(2) Bei der Durchführung von Planungen und Vorhaben, die die Interessen von Kindern und Jugendlichen
berühren, muss die Gemeinde in geeigneter Weise darlegen, wie sie diese Interessen berücksichtigt
und die Beteiligung nach Absatz 1 durchgeführt hat.

Die vom Büro Soziale Stadt angekündigte Beteiligung einer (zweier?) Schulen halten wir für
unzureichend. Insbesondere die benachbarten anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen
und die Kinder der AnwohnerInnen sind in den Prozess einzubeziehen.

Wir wünschen einen prozesshaften Charakter der Umgestaltung, der immer wieder die
Kinder und Jugendlichen, die z.B. die Kindertagesstätte besuchen, neu mit einbezieht.
Pädagogisch betreute Gruppenarbeit und freie Arbeit (durch von der Stadt festangestellt
pädagogische Fachkräfte) soll hierfür einen Handlungsrahmen geben.

Ergänzt werden soll dies durch einer Dauerbaustellen-Konzeption (Bewegungsbaustelle,
Aneignungsbaustelle). Ziel dieser Baustellenkonzeption ist die Aneignung dieses
öffentlichen Raumes durch Kinder, das Übernehmen von Verantwortung für Mensch und
Natur. Durchzuführen ist sie von Vereinen und/oder Firmen unter Mitwirkung städtischer
Gremien.


Pädagogische Betreuung

Zur Betreuung und Weiterentwicklung des Geländes sollen von der Stadt Kiel mindestens 3
Vollzeitstellen mit pädagogischem Fachpersonal geschaffen werden, die die dauerhafte
Entwicklung der Baustelle gewährleisten. Gleichzeitig sind Geldmittel für die Ausführung von
Facharbeiten durch Fachunternehmen / Grünflächenamt sowie in den ersten Jahren
zusätzliche Mittel für grundsätzliche Sanierungs- bzw. Umgestaltungsmaßnahmen zur
Verfügung zu stellen.

Der gesamte Park ist unter den Gesichtspunkten von Umwelt-, Natur- und Artenschutz
didaktisch aufzuarbeiten. Hierbei sind gemeinsame Aktivitäten mit Umweltvereinen,
Schulen etc. anzustreben. Infrage kommen z.B. Beschilderungen, Faltblätter und
Broschüren.

Alle Umgestaltungsmaßnahmen sind dahingehend zu prüfen, ob sie mit Kindern und/oder
Jugendlichen durchgeführt werden können. Denkbar ist z.B. eine Lehm-Dauerbaustelle,
ähnlich wie sie kurzzeitig im Werftpark existierte und auch jährlich im Rahmen der Kieler
woche auf dem Westufer angeboten wird.

Zu prüfen ist inwieweit Einzäunungen helfen können, die Bespielbarkeit der Flächen zu
erhöhen. Zur Zeit sind fast alle potentiellen Spielflächen durch Hundekot nicht nutzbar.

Kiel, im Dezember 2008