In Kiel wurde heute die Ausfahrt des Kreuzfahrtschiffs Zuiderdam (Rotterdam) blockiert und der Kran auf der Baustelle des Kreuzfahrterminals durch die Gruppe Smash Cruiseshit besetzt. Hier nun eine Fotostrecke vom Westufer.
Seit Jahren zahlen die Kielerinnen und Kieler mit ihrer Gesundheit für einen größeren Profit der Kreuzfahrtreedereien. Ermöglicht haben das in wechselnden Koalitionen die Stadtregierungen von Grünen, SPD, CDU, FDP und SSW.
Herausragend in diesem Zusammenhang die Partei die Grünen, von denen immer noch viele glauben, sie sei eine Umweltschutzpartei. Allenfalls trifft das in der Opposition zu. In Kiel ist sie dauerelastisch in den letzten Jahren immer in der Stadtregierung dabei.
So sind die Grünen eine der Hauptverantwortlichen dafür, dass es immer noch keine Landstromversorgung für die großen Schiffe gibt, um wenigstens die übelsten innerstädtischen Folgen der Kreuzfahrer-Invasion abzumildern.
Selbstverständlich ist es nur eine von vielen Baustellen, bei denen die Grünen ihre neoliberalen Vorstellungen auslebten und Umweltgedanken opferten: Der Verkauf des Prüner Schlages/Brunsrade an die Krieger-Gruppe (Möbel Kraft, Sconto…); Bebauung eines wichtigen Biotopverbundtrittsteines für die gesamte Innenstadt und eine der ehemals biodiversesten Flächen in Kiel für das Zentralbad; kontinuierliche Flächenversiegelung…….
Doch wenden wir uns beschaulicheren Dingen zu: Das Kiel-Marketing schreibt auf einer Stehle am Kreuzfahrerterminal: „Kreuzfahrtschiffe mit Kurs Kiel – Der Seetourismus gewinnt als beliebte Urlaubsform immer mehr an Bedeutung. Binnen nur eines Jahrzehnts hat sich die Zahl der reisenden weltweit mehr als verdoppelt. Kiel profitiert von dieser Entwicklung und gehört zu den führenden deutschen Start- und Zielhäfen von Kreuzfahrten. Kein Wunder, denn nur in Kiel legen die Luxusliner mitten im Herzen der Stadt an…“
Der Text auf der Stehle geht so weiter und reflektiert mit keinem Wort die extremen Umweltschäden. Selbstverständlich wird auch nicht die relativ negative wirtschaftliche Seite der Kieler Kreuzfahrerei dargestellt: Ein/e durchschnittliche/r Kreuzfahr-Tourist*in lässt weniger Geld in der Stadt als ein durchschnittlicher Rucksacktourist*in. Das hängt z.B. mit den kurzen Aufenthaltszeiten zusammen.
In Kiel ist diese Situation noch verschärft durch einen Spezialvertrag , der einem Kieler Konzern besonderen Zugriff auf einen großen Teil der Kreuzfahrer* ermöglicht und einen Shuttleservice direkt in seine Läden führt. Der Verödung der Innenstadt wird dadurch nicht begegnet.
Jahrelang wurde die Schiffverkehrszunahme gefördert und bejubelt, genauso wie die Zunahme des Autoverkehrs hingenommen wurde, die Zunahme der Versiegelung, die kontinuierliche Verblödung und Vergrößerung der Kieler Woche usw. usw. – Wachstum, Wachstum…
Insofern war es für mich nicht überraschend, dass Kiel den Klimanotstand ausgerufen hat – das kostet erstmal fast nichts und man kann wieder herrlich so tun als ob. Bleibt zu hoffen, dass der von Teilen der Fridays-for-Future eingeschlagene reformistische Weg (CO2-Steuer z.B.) nicht die gesamte Bewegung ergreift und die Grünen das ganze einschläfern und in Wählerstimmen und neue stromlinienförmige/neoliberale Parteimitglieder transformieren.
Da ich schon die CDU u.a. (vor ein paar Jahren wäre einer der ersten der grüne Bürgermeister Todeskino gewesen) nach dem Rechtsstaat rufen höre: Ja, es wäre schön, wenn die Landeshauptstadt Kiel sich an Recht und Gesetz hielte und die jahrelangen Verstöße gegen europäisches Umweltrecht einstellen würde. So könnten auch Strafzahlungen vermieden werden.