Nachfolgend wird eine geringfügig modifizierte Pressemitteilung des Europäischen Parlaments dokumentiert.
Woher kommt das Holz für unsere Gartenmöbel
Das Europäische Parlament hat in der vergangenen Plenartagung seine „widerwillige Zustimmung“ zu einem internationalen Abkommen über den Handel mit Tropenholz gegeben. Das Abkommen sei nicht geeignet, die gefährdeten Tropenwälder effektiv zu schützen und Verbrauchern eine klare Entscheidungsgrundlage zu geben, beklagen die Europa-Abgeordneten. Das Europaparlament fordert daher EU-Gesetzgebung, die die Einfuhr von illegal geschlagenem Tropenholz unterbindet.
Tropenhölzer sind beliebt, denn viele Arten sehen elegant aus und sind vergleichsweise preiswert. Aber auch die Witterungsfestigkeit, die Beständigkeit und Härte vieler Tropenhölzer werden geschätzt. Sei es im Fall von Teak für Garten- und Badmöbel oder von Meranti für Fensterrahmen und andere Anwendungen im Hausbau. Auch in Brückenteilen, Häfenpfosten und Holzfußböden werden oft Tropenhölzer verwendet.
Als Alternative bietet sich europäische Eiche an. Allerdings ist Eichenholz für gewöhnlich erheblich teurer als Tropenhölzer, die vielfach in einer Art Raubbau genutzt werden.
Urwälder in Gefahr
Nur ein verschwindend geringer Teil von Tropenhölzern kommt aus Plantagen oder nachhaltiger Forstwirtschaft. Der überwiegende Teil kommt aus Urwäldern, die für immer verloren sind, wenn die Bäume erst einmal gefällt sind.
Die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung FAO geht davon aus, dass weniger als 5% der Tropenwälder nachhaltig bewirtschaftet werden.
Schlimmer noch, die meisten Experten gehen davon aus, dass mindestens ebenso viel Tropenholz illegal gefällt wird wie legal. Dabei spielen diese Wälder als Kohlenstoff-Senken und Sauerstoffquellen, aber auch wegen ihrer Artenvielfalt, eine herausragende Rolle für das Ökosystem und das Klima weltweit.
Alle zwei Jahre wird die Fläche Deutschlands gerodet
Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, der deutsche Europa-Abgeordnete Helmuth Markov (Die Linke), wies am Dienstag (23. September) darauf hin, dass eine Fläche circa halb so groß wie Deutschland, „13 Millionen Hektar Tropenwälder pro Jahr abgeholzt werden und schätzungsweise 20 % der Treibhausgasemissionen darauf zurückzuführen sind“.
Zertifiziertes Holz bisher Mangelware
Es gibt eine Reihe von Standards und Zertifikaten, die eine nachhaltige und schonende Holzproduktion garantieren und belegen. Zu den bekanntesten zählt das Zertifizierungssystem der Organisation Forest Stewardship Council.
Allerdings ist der Anteil des zertifizierten Holzes im Handel gering, weshalb es für den Verbraucher nicht leicht ist sicher zu gehen, kein Holz aus Raubbau und illegal gefällten Regenwäldern in sein Wohnzimmer oder auf seine Veranda zu stellen.
EU-Abgeordnete kritisieren Internationales Tropenholz-Handelsabkommen
Während der Plenartagung Ende September befasste sich das Europaparlament mit der Ratifizierung des 2006 ausgehandelten Abkommens über den Handel mit Tropenhölzern, das ein im selben Jahr ausgelaufenes Vorgängerübereinkommen ersetzt.
Parlamentsberichterstatterin Caroline Lucas (Grüne) aus Großbritannien nannte die Zustimmung des Europäischen Parlaments zu diesem Abkommen eine „widerwillige Billigung eines unbefriedigenden Übereinkommens“.
Die EU-Abgeordneten bemängeln in der verabschiedeten Parlamentsresolution, dass das Ergebnis der Verhandlungen für das Abkommen, „weit hinter dem zurückbleibt, was erforderlich ist, um den Verlust dieser Wälder aufzuhalten“.
Handel wichtiger als Regenwaldschutz?
Berichterstatterin Lucas kritisierte insbesondere, dass das Ziel des Übereinkommens in erster Linie die Förderung des Handels mit Tropenhölzern sei und nicht der Schutz der bedrohten Wälder oder Maßnahmen gegen das illegale Abholzen.
Sie erinnerte daran, dass Indonesien in den 90er Jahren das Vorgängerabkommen unterzeichnet hatte und trotzdem drei Viertel des Tropenwaldes des Landes unwiederbringlich verloren sind“. Im Amazonas, im Kongo-Becken und in Südostasien werde die Hälfte des Holzes illegal gefällt, so Lucas.
Plenum fordert Neuverhandlung und Import-Verbot für illegales Holz
Das Europäische Parlament fordert daher eine Revision des Abkommens. Auch erinnerten die Abgeordneten die EU-Kommission daran, dass sie gesetzgeberische Maßnahmen gegen die Einfuhr und den Handel mit illegal geschlagenem Holz angekündigt hatte und drängten die EU-Exekutive, entsprechende Vorschläge umgehend vorzulegen.
Der amerikanische Kongress hat im Juni ein Gesetz verabschiedet mit dem der Import, Kauf und Handel von Holzprodukten aus illegalen Fällungen unter Strafe gestellt wird.
Umsicht beim Kauf von Holzprodukten – nicht nur im Privaten
Die EU-Abgeordneten unterstrichen auch die wichtige Rolle, die öffentliche Stellen durch ihre eigenen Anschaffungen und Ausschreibungen spielen. Die öffentliche Beschaffungspolitik sollte „vorschreiben, dass Holz und Holzprodukte aus rechtmäßigen, nachhaltigen Quellen kommen“, heißt es in der am Mittwoch (24. September) verabschiedeten Parlamentsresolution.
Bei den jüngsten Erweiterungsbauten des Parlaments in Brüssel wurde die Parlamentsverwaltung angewiesen, dass sämtliche Türen aus zertifiziertem Holz europäischen Ursprungs hergestellt sein müssen.
Außerdem wird bei Ausschreibungen des Europaparlaments für Büromöbel der Ursprung des verwendeten Holzes und die Einhaltung von Umweltstandstandards bei der Entscheidung über den Zuschlag für einen Anbieter berücksichtigt.